Die internationale Raumstation ISS

Die internationale Raumstation, ein Abenteuer, sie aufzunehmen

Die internationale Raumstation, unübersehbar am Himmel ob ihrer Helligkeit und kaum fassbar wegen ihrer Geschwindigkeit. In eineinhalb Stunden hechelt das Teil einmal um den Globus rum. Da komm ich auf meinem Fahrrad nicht mehr ganz mit. Oder sagen wir mal so, wenn ich Gegenwind habe, bin ich langsamer als die ISS. Und mit Rückenwind, na reden wir nicht drüber…

Ich hatte es mir zur Aufgabe gestellt, die ISS so zu fotografieren, daß ich wenigstens einige Details der Station erkennen konnte und nicht bloß eine Strichspur oder einen undeutlichen Lichtfleck.

Meine Ausrüstung war einfach: Ein selbstgebautes Holzstativ, stabil einen Panzer zu tragen, oben verziert mit einer wackeligen Goto-Montierung (billig, aber mit Nachführmotoren). Das Teleskop selber war ein Maksutov-Cassegrain Reflektor (auch billig, aber top, da selektiert und anständig justiert) mit einer effektiven Öffnung von 5 Zoll. Das würde theoretisch, wenn das Wetter mitspielte, eine Auflösung von knapp unter einer Winkelsekunde bedeuten. Und die 1500mm Brennweite würden dann für die nötige Vergrösserung sorgen. An das Teleskop schraubte ich meine EOS600d dran.

Der erste Versuch war ein Fehlversuch. Die Station war zu erahnen, mehr war aber nicht drin. Ich hatte die Belichtungszeit mit 1/320s viel zu lang eingestellt. Also Papierkorb, die Bilder.

Der zweite Versuch ein paar Tage später brachte mehr Erfolg. so richtig zufrieden war ich aber nicht.

Also mußte ein neuerlicher Versuch her. Optimierung hieß die Devise und Optimierung bedeutete erst einmal die Erkennung von Mängeln.

Da war als erstes die Belichtungszeit, die mußte kürzer werden. Ich entschied mich für 1/1250s. Den ISO-Wert jagte ich ohne Rücksicht auf Verluste in ungeahnte Höhen. ISO 1600, das traute ich mich nicht oft, an diesem Tag wollte ich es wagen. Dann war da noch die Größe der Station. Ich wollte das Teil größer auf der Platte haben als bei den letzten Bildern. Also Videomode eingeschaltet und die digitale Vergrößerung auf 3fach gestellt.

Hmm, 1500mm Brennweite und dazu der 3fach-Zoom, da würde das Hinzittern der Fokussierung Spass machen.

Nun gab es noch ein Problem. Und dieses Problem hieß Nachführung. Es war mit der Goto-Montierung fast ein Glücksspiel, die schnelle ISS ins Fadenkreuz des Suchers zu bekommen. Sie dort zu halten, war unmöglich. Also entschloß ich mich diesmal für eine manuelle Nachführung und montierte das Telekop auf mein Fotostativ. Der Kugelkopf hielt das System problemlos und das Stativ würde in dieser Viertelstunde schon nicht gleich zusammenbrechen.

Ein paar Minuten, bevor die ISS erschien, bemerkte ich einen fatalen Denkfehler, den ich gemacht hatte. Der Kugelkopf war für solche Aktionen nicht gebaut worden. Denn als ich die Klemmung leicht löste, kippte das Teleskop zur Seite. Den Dreiwegeneiger draufzubauen war zeitlich nicht mehr drin. also mußte ich das Teleskop mit der Kamera beim Nachführen von Hand stützen.

Egal, die internationale Raumstation war schon zusehen, also schaltete ich die Kamera ein und gab bei der Nachführung mein bestes.

Nach 6 Minuten war der ganze Spuk vorbei und ich konnte die Gerätschaften abbauen und nachschauen, ob die ISS wenigsten ein paar Frames lang auf dem Videoclip zu sehen war. Und was soll ich euch sagen, von den 8000 Frames war die Station auf knapp 1000 Frames zu sehen. Ein voller Erfolg also, die manuelle Nachführung, trotz aller Widrigkeiten.

Und die Bilder selber? Na ja, man kann sie herzeigen…

iss_1

Das Bild hab ich bei der Bearbeitung übrigens nochmals um den Faktor 2 vergrößert.

exifs (exiftool)

Canon Image Size :  1920x1080 Movie
Track Create Date : 2012:08:12 21:18:05
Track Duration :    0:04:54
Frame Rate :        25
Frame Count :       7357
Aperture :          inf
Shutter Speed :     1/1250
ISO :               1600

Edgar

7 Gedanken zu „Die internationale Raumstation ISS

    1. Ach weiste, je länger die Brennweite, um so schwieriger wird es, das Teil zu treffen. Hab ich aber auch schon probiert (War das firstlight für meinen 10 Zoll RC). Den Versuch mit der längeren Brennweite möchte ich aber erst neu aufbereiten, bevor ich ihn hier im Blog zeige
      Edgar

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      1. 1250mm geht schon, wird aber arg klein werden, die ISS. Damit du es selber beurteilen kannst, nochmal die Aufnahmedaten zum Bild:

        Teleskop Skywatcher MAK 5 Zoll 1500mm Brennweite
        Kamera EOS 600D Cropfaktor 1,6
        Videoclip-Aufnahme mit der 3fach Lupenfunkktion der Kamera (gibt bei full-HD einen 1:1-Crop aus dem Zentrum des Kamera-Sensors, die 600D kann das)
        Bei der BEA 2fach-Vergrößert (gedrizzled)

        Das ergibt für das Bild, so wie du es hier siehst, ein gefühlte Brennweite (bezogen auf eine Vollformat-Kamera) von gut 14 Meter
        1500mm x 1,6 x 3 x 2 = 14400mm

        Ist aber, wie du siehst, möglich, denn die gefühlte Brennweite ist ja keine echte, sondern nur durch Kamera- und Bearbeitungstricks entstanden.

        Edgar

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  1. Ich warne vor einem beliebten Denkfehler: Bei allen Objekten, die kleiner als das Bildfeld sind, spielt es für die Brennweite keine Rolle, ob man im APS-C-Format oder im Vollformat aufnimmt. Das Bildformat verändert nur den Bildausschnitt, der abgebildet wird, es ändert NICHT die Brennweite!

    Aber ein tolles Ergebnis, ich habe das gleiche Teleskop, aber noch kein Glück mit der ISS gehabt. Mit einem 80/480 mm-Refraktor vor der DSLR kamen aus der Hand aber schon erstaunliche Bilder zustande, auf denen die Sonnenpaneele der ISS klar zu sehen sind.

    Gefällt 1 Person

    1. Ja Stefan, ich weiß, daß da gerne ein Denkfehler gemacht wird. Drum schrieb ich auch „gefühlte Brennweite“. 🙂

      Das Skywatcher-MAK ist schon ein tolles Teleskop. Und ich hatte noch das Glück, ein selektiertes Gerät zu bekommen.Die ISS mit dem MAK zu erwischen ist mit ein klein wenig Übung nicht einmal so schwierig. Ich hab immer durch den Leuchtpunktsucher gezielt, der natürlich exakt eingestellt sein muß. Und vorher hab ich auch ein bißchen geübt, tagsüber an Flugzeugen.
      Edgar

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