Apollo 12: Ein Blitz schägt ein

"Der Flug war extrem normal in den ersten 36 Sekunden,
danach wurde es sehr interessant!"

So äußerte sich der Kommandant von Apollo 12 in der technischen Aufarbeitung des Mondfluges. Was war geschehen?

Der Start der zweiten bemannten Mondmission war für den 14. November 1969 vorgesehen. Das Wetter in Cape Kennedy war schlecht. Dichter Regen fiel aus tiefstehenden Wolken. Dennoch wurde der Countdown nicht unterbrochen. Es würde schon gehen.

"10, 9, 8, ignition sequence starts, 6, 5, 4, 3, 2, 1, zero,
all engines running ..."

Am 14. November 1969 um 17:22 Uhr MEZ hob die Saturn 5 Rakete ab.

Pete Conrad war zum Kommandanten von Apollo 12 bestimmt worden. Richard Gordon war als Pilot der Kommandokapsel (Yankee Clipper) ausgewählt worden. Pilot der Mondlandefähr (Intrepid) war Alain Bean.

Hören wir ein bißchen zu, was in dem Raumfahrzeug gesprochen wurde in dieser spannenden ersten Minute nach dem Start (in Auszügen)

Conrad:    "Start! Die Uhr läuft..."
Bean:      "Sechs Sekunden..."
Gordon:    "Zwanzig Sekunden..."
Conrad:    "Das war ein netter Start. Gar nicht mal so schlecht..."
Bean:      "Dreißig Sekunden..."
Conrad:    "Schaut gut aus..."

Gordon:    "Was zum Teufel war das denn?"
Conrad:    "Hä?"
Gordon:    "Ich hab einen Haufen Zeugs verloren..."
Conrad:    "Ich hab gerade die Platform verloren!"

36 Sekunden nach dem Start schlug ein Blitz in die Rakete ein, Ein zweiter folgte 15 Sekunden später!

Die Blitze sorgten dafür, daß die meisten elektrischen Systeme im Raumschiff ausfielen. Der Crew gelang es, „das Zeugs“ nach und nach wieder in Gang zu setzen. Nur einige Sensoren mußten auf die Verlustliste gesetzt werden.

2 Minuten und 45 Sekunden nach dem Abheben konnte die erste Stufe der Saturn V abgetrennt werden. Da nun alles in einigermaßen geregelten Bahnen verlief, wurde kurz danach die Rettungsrakte abgeworfen. Die Trennung von der zweiten Stufe erfolgte 5 Minuten später. Knapp 12 Minuten nach den Start schwenkte das Raumschiff in die Erdumlaufbahn ein.

Die Astronauten überprüften die Systeme und befanden sie für gut genug für den Flug zum Mond. 2 Stunden und 48 Minuten nach dem Start zündete die dritte Stufe für 5 Minuten und brachte die Abenteurer auf den Weg zum Mond. Nun gab es kein zurück mehr. Wollte man nun nach Hause, so konnte man nicht einfach anhalten und umdrehen. Die Reise führte unweigerlich bis zum Mond.

Mond groß

Die lange Reise zum Erdtrabanten hatte begonnen. Zuerst gab es aber noch etwas zu tun. Man mußte die Mondlandefähre aus ihrer Behausung an der Spitze der dritten Raketenstufe ziehen. Wie das funktioniert, verrate ich euch nicht. Diese Geschichte bleibt dem nächten Abenteuer, dem Flug von Apollo 13 vorbehalten. Ich sage nur soviel: Die dritte Raketenstufe wurde abgetrennt und das Raumschiff flog mit der angekoppelten Landefähre weiter in Richtung Mond.

Dieser erste Tag im Raumschiff war lange und anstrengend. Ich glaube, daß die drei Astronauten froh waren, als endlich das Sandmännchen vor der Luke stand und um Einlass bat. Seit den Start waren mehr als 17 Stunden vergangen.

17 Uhr Schiffszeit: Zeit, ins Bett zu gehen…

Conrad :    "Die Checkliste ist in Ordnung..."
Houston:    "Verstanden, träumt was schönes!"
Houston:    "Wir sehen uns dann morgen..."

28 Stunden Schiffszeit: Ein neuer Raumschifftag begann…

Conrad:     "Hallo, Houston. Apollo 12 hier..."
Houston:    "Guten Morgen, Pete..."
Conrad:     "Morgen..."

Nach dem Frühstück begannen die Vorbereitungen für die erste Kurskorrektur. Es war ein ruhiger Tag, der auch ruhig zu Ende ging

53 Stunden Schiffszeit: Tag 3 der Mission…

Conrad:     "Guten Morgen..."
Houston:    "Guten Morgen, Pete."
Conrad:     "Wir sind gerade beim Aufstehen. Dauert ein paar Minuten..."
Houston:    "Okay!"

Viel gab es auch an diesem dritten Tag im Weltraum nicht zu tun für die Astronauten…

Houston:    "Es gibt wirlich nicht viel zu tun für euch.
             Ihr müßt die Systeme überwachen,
             etwas essen,
             euch waschen,
             etwas schlafen.
             Außerdem könnt ihr ja ein bißchen aus dem Fenster schaun...

Und was war mit dem Mond? Der Mond wurde größer und größer.

Mond-klein
Tag 4 der Mission

Am vierten Tag erreichte das Raumschiff den Mond. Im Funkschatten des Mondes wurde das Raketentriebwerk gezündet, um in eine Umlaufbahn um den Mond einzuschwenken. Houston mußte nun warten, bis Apollo aus dem Funkschatten wieder herauskam. Erst dann würde man wissen, ob alles so lief wie geplant…

83:25 Uhr Schiffszeit

Conrad: "10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, Zündung"

Das Triebwerk würde für etwa sechs Minuten laufen.

83:44 Uhr Schiffszeit

Houston:  "Apollo 12, Hier Houston..."
Conrad:   "Hallo, Houston!
           Der Yankee Clipper mit der Intrepid im Schlepptau
           ist pünktlich angekommen..."

Yankee Clipper war der Name der Kommandokapsel. Die Mondlandefähre hieß Intrepid.

Tag 5 der Mission

Der große Tag war gekommen, der Tag der Mondlandung! Als Landeplatz war der Oceanus Procellarum vorgesehen

Apollo 12 groß

100:56 Uhr Schiffszeit

Houston:  "Apollo 12! Hier ist Houston. Guten Morgen...."
Conrad:   "Guten Morgen, Houston. Die 12 hier...."
Houston:  "Guten Morgen, meine Herren!
           Heute ist der große Tag. Raus aus den Federn..."

Alain Bean und Pete Conrad stiegen in die Landefähre um. Die Abkopplung wurde vorbereitet.

107:50 Uhr Schiffszeit

Gordon:  "Vier Minuten, Pete..."
Conrad:  "Verstanden, vier Minuten.
          wir sind auf Standby,
          bereit zum Abkoppeln..."
Gordon:  "Okay. Aber tut es sachte...

Die Abkopplung hatte geklappt. Nebeneinander kreisten die Kommandokapsel mit Richard Gordon an Bord und die Landefähre mit Alain Bean und Pete Conrad an Bord gemeinsam um den Mond. Im Funkschatten des Mondes begann dann ein kurzes Bremsmanöver:

109:23 Uhr Schiffszeit

Conrad:   "Abstiegs-Triebwerk bereit..."
Gordon:   "Okay."
Conrad:   "10, 9, 8, ... , 2, 1, Zündung..."

Die Abstiegsphase hatte begonnen. Das Zielgebiet lag innerhalb einer Formation kleiner Krater, die an einen Schneemann erinnerten. Gleich würde der eigentliche Abstieg, der Power Decend, beginnen.

110:20 Uhr Schiffszeit

Conrad:   "10, 9, 8, ... , 2, 1, Zündung..."
Bean:     "gestartet..."

Nun ging es runter zum Mond…

110:22 Uhr Schiffszeit

Houston:   "Intrepid! Schaut gut aus nach 2 Minuten..."

110:28 Uhr Schiffszeit

Conrad:  "Höhe 19.000 Fuß"
Bean:    "7 Minuten und 30 Sekunden"
Bean:    "Horizontalgeschwindigkeit 1153 Fuß in der Sekunde"
Bean:    "gar nicht mal so schlecht"
Bean:    "Abstiegsgeschwindigkeit -135 fps"
Bean:    "wir sinken ein wenig schneller ab als normal"
Bean:    "und wir sind fast ein wenig zu niedrig..."

110:29 Uhr Schiffszeit

Bean:    "6.000 Fuß"
Conrad:  "Da ist er ja (der Schneemann), genau auf dem Weg"
Bean:    "Hervorragend"
Conrad:  "Fantastisch, ich kann´s kaum glauben"
Bean:    "2.000 Fuß"

110:31 Uhr Schiffszeit

Bean:    "330 Fuß"
Conrad:  "Ja"
Bean:    "Schau dir den Krater an."
Bean:    "Genau da, wo er sein soll. Wunderschön"

Bean:    "Treibstoff 10 Prozent"
Bean:    "200 Fuß"
Bean:    "wird Zeit zum Landen"
Conrad:  "OK"

Bean:    "190 Fuß"
Bean:    "50 Fuß"
Bean:    "pass auf den Staub auf..."
Bean:    "46 Fuß"

Houston: "Treibstoff-Warnung!"
Houston: "Noch für 30 Sekunden Treibstoff!"

Bean:    "18 Fuß"
Bean:    "gehen mit 2 Fuß pro Sekunde runter..."

110:32 Uhr Schiffszeit

Bean:    "Kontakt-Licht"
Bean:    "Triebwerk aus"
Bean:    "Gute Landung, Pete..."

Conrad:  "Staubige Gegend hier,
          viel staubiger als Neils Landeplatz"

19. November 1969 um 7:54 Uhr MEZ

Die Intrepid war auf dem Mond im Oceanus Procellarum gelandet. Es war eine Punktladung, nur 163 Meter entfernt von der unbemannten Mondsonde Surveyor 3, die zweieihalb Jahre vorher weich auf dem Mond gelandet war.

apollo12

115:22 Uhr Schiffszeit

"Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für 
die Menschheit"

, das waren die Worte, die Neil Armstrong von Apollo 11 sagte, als er als erster Mensch den Mond betrat. Auch Pete Conrad hatte etwas zu sagen, als er den Mond betrat:

Conrad:   "Mensch, das mag ein kleiner Schritt für Neil gewesen sein
           für mich war es ein großer..."

Naja, Pete Conrad gehörte nicht zu den körperlich größten Exemplaren der Gattung Mensch. Und außerdem hatte er gewettet, daß Houston nicht vorgab, was man sagen sollte, wenn man den Mond betrat…

Die Crew absolvierte zwei Mondspaziergange und führte dabei einige Experimente durch. Insgesamt spazierten sie fast 8 Stunden auf dem Mond herum.

21. November 1969, 3:25 Uhr MEZ.

Es waren etwas mehr als 31 Stunden vergangen, nachdem man auf dem Mond gelandet war. Nun war die Zeit gekommen, Abschied vom Schneemann zu nehmen. Der Start verlief problemlos. Der Weg nach Hause hatte begonnen.

24. November 1969 um 21:58 Uhr MEZ

Apollo 12 landete ziemlich unsanft im Pazifik.

Ein großes Abenteuer war zu Ende gegangen und auf die drei Helden warteten nun 16 Tage Quarantäne. Und die Menschheit wartete auf die nächste Mondmission, sie wartete auf Apollo 13.

Die Mondlandungen schienen zur Routine geworden zu sein. Aber Routine kann gefährlich sein…

Ein paar Worte noch zu den Texten.

Ihr werdet es sicherlich bemerkt haben, daß die Protagonisten dieses Abenteuers alle Deutsch sprechen. Das liegt nicht daran, daß ich ein guter Übersetzer bin.

Nein, an dem Tag, an dem ich diesen Text schrieb, kam Doctor Who im Fernsehen. Die Zeitmaschine von Doctor Who, Tardis genannt, hat die Eigenschaft, fremde Sprachen automatisch sinngemäß zu übersetzen, wenn man sich in ihrer Nähe befindet. Und es war nicht mehr lange hin bis zum Sendungsbeginn. 🙂

4 Gedanken zu „Apollo 12: Ein Blitz schägt ein

  1. Cool, danke! Sehr spannend,
    gerade von meiner RAW Entwicklung über das Magic Lantern Forum „gewandert“,
    dann weiter hier zur Mondlandung und schlussendlich auf dem Blog ‘Sternenseele‘ von Ariana gelandet … für mich eine eine große Wanderung.
    Vielen Dank, beste Grüße.

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