Bärlock Holmes brauchte ein paar Tage, bis er sich von den Strapazen des Auftauens erholt hatte. Als er sich wieder ohne fremde Hilfe auf den Beinen halten konnte, fuhren wir in sein Büro.
Wie anders sahen die Räume aus, als ich sie in Erinnerung hatte! Verschwunden war die gediegene Atmosphäre einer umfangreichen Bilbliothek. Verschwunden war auch die Gemütlichkeit alter Möbel. Nichts erinnerte mehr an das, was früher einmal die Schaltzentrale des Meisterdetektivs gewesen war. Ich traue mich kaum es zu sagen, aber es sah aus wie ein Esoterikstudio.
„Das hat er seit jenem unsäglichen Fall von vor zwei Jahren“, sagte Watson. „Er hat sich verändert“, fügte er hinzu.
Ja, es war offensichtlich, er hatte sich verändert. Er war breiter geworden und größer, und dabei kindlicher. Ich musste immerzu an einen großen Teddybären denken. Er saß auf einem Thron, der mich irgendwie an eine Duftkerze erinnerte:

Es wunderte mich nur, das Watson keine Nachwirkungen der damaligen Ereignisse zeigte. Er gab sich so, wie ich ihn schon immer kannte: offen. warmherzig und loyal.
„Schau ihn dir an, Edgar!“, sagte Watson. „So sitzt er die meiste Zeit herum und rührt sich nicht. Kundschaft kommt keine mehr. Und wenn sich doch einmal jemand zu uns verirrt, um einen kleinen Mordfall aufklären zu lassen, schickt ihn der Meister weg.“ Watson sah mich verzweifelt an: „Der Meister sagt, er warte auf etwas. Und dann schwebt er wieder in der Gegend herum. Als ob wir keine anderen Probleme hätten!“

Watson fügte hinzu: “ Manche sagen ja, es wäre ein Wunder, wenn der Meister schwebt. So ein Unsinn. Ich würde auch schweben bei dieser Art von Sitzgelegenheit…“ Ich konnte nicht umhin, dem Doktor Recht zu geben.

Am nächsten Morgen hatte sich die Situation etwas entspannt. „Was doch eine Stunde Schlaf bewirken konnte“, dachte ich bei mir.
Holmes lehnte bequem an der Wand und Watson beschäftigte sich mit seinem Hobby, Expertisen über berühmte Kunstwerke zu erstellen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah. Bärlock Holmes schien die Bewegung auch bemerkt zu haben, denn er deutete mit einem Stock in die entsprechende Richtung. Der Stock war eben noch nicht da gewesen. Es schien, als sei er aus dem Nichts entstanden.
Ich begann zu frieren, denn da hinten war eine ölbeschmierte Gestalt aufgetaucht. Sie hielt einen Farbroller in der Hand und malte ein unverständliches Zeichen auf eine Leinwand. Ahh richtig, das war doch der erste Buchstabe des griechischen Alphabets! Der Maler hatte den griechischen Buchstaben Alpha auf die Leinwand gepinselt.

Mir war nicht klar, was das alles zu bedeuten hatte.
Sehr kreativ! Wenn man zunächst nur die Bilder betrachtend langsam von oben nach unten herunterscrollt hat man schon eine Geschichte. Die zweite ergibt sich zusammen mit dem Text. Gruß, Joachim.
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