Sternenhelligkeiten

„Weißt du wie viel Sternlein stehen, an dem großem Himmelszelt?“ Ich denke, ein jeder von uns hat dieses Lied schon einmal gehört, wenn nicht gar selbst gesungen. „Das müssen Millionen von Sternen sein“, dachte ich mir öfter, wenn ich in klaren Nächten in den Himmel blickte, „vielleicht sogar Milliarden!“. Und ganz so Unrecht hatte ich nicht, denn es gibt tatsächlich unzählige Sterne am Himmel. Nur, und hier liegt der Hund begraben, können wir diese unzähligen Sterne leider nicht alle sehen. Die meisten Sterne entziehen sich unserem Blick alleine dadurch, daß sie nicht hell genug sind.

Wie viele Sterne sehen wir nun aber tatsächlich, wenn wir bei einem Nachtspaziergang den Blick in den klaren Himmel werfen? Ich denke, die meisten von uns werden sich da gewaltig verschätzen. Sind nämlich mal gerade 450 kleine Laternen, die da oben zu sehen sind bei uns in Stadtnähe. Ist es richtig dunkel und befinden wir uns auf einem hohen Berg, dann können wir schon 4000 Sterne angucken. Für noch mehr müssen wir das Fernglas auspacken, egal, wie gut die Sicht ist.

Ein oder zwei Jahrhunderte vor Christi Geburt gab es zwei Griechen, die die Sterne nach ihrer Helligkeit sortierten. Hipparch und Ptolemäus hießen die beiden Kumpels. Sie teilten die sichtbaren Sterne in sechs Klassen ein.

In die Klasse 1 kamen die hellsten Sterne, jene Sterne, die man schon sieht, wenn es noch nicht ganz dunkel geworden ist.
Um Sterne in Klasse 2 zu sehen, muß die Dämmerung schon fast vorbei sein.
Und für Klasse 3 ist Dunkelheit angesagt.
Sterne in Klasse 4 können bei der heutigen Lichtverschmutzung in Städten gerade noch erkannt werden, mit etwas Glück.
Von der Stadt aus ist für die noch lichtschwächeren Sterne der Klasse 5 Ende
Und Sterne der Klasse 6 können nur bei wirklich klarem Himmel unter allerbesten Bedingungen (Hochgebirge) gesehen werden.

Irgendwann im achtzehnten Jahrhundert wurde diese sinnvolle, aber doch etwas willkürliche Einteilung mathematisch festgezurrt. Es wurde festgelegt, daß ein Stern erster Klasse genau 100mal so hell am Himmel erscheint, wie ein Stern sechster Klasse. Da die Skala logarithmisch ist, besteht dadurch zwischen zwei benachbarten Klassen ein Helligkeitsunterschied von etwa 2,5 (genauer gesagt fünfte Wurzel aus 100). Als Einheit der scheinbaren Helligkeit wurde Magnitude festgelegt (abgekürzt mag).

Was nützt nun aber die beste Skala ohne Referenz, ohne Nullpunkt? Für unsere Helligkeitsskala wählte man als Bezugspunkt den Stern Wega im Sternbild Leier. Wega hat eine scheinbare Helligkeit von 0 mag (Magnituden), sagte man.

Ein Stern mit einer scheinbaren Helligkeit von 1 mag ist um das zweieinhalbfache dunkler als ein Stern mit 0 mag.

Machen wir am besten eine kleine Liste:

  • 0 mag      Referenzstern Wega
  • 1 mag      2,5 mal dunkler als 0 mag
  • 2 mag      6,3 mal dunkler als 0 mag (2,5 x 2,5)
  • 3 mag      15 mal dunkler als 0 mag (2,5 x 2,5 x 2,5)
  • 4 mag      40fach dunkler als 0 mag (2,5 x 2,5 x 2,5 x 2,5)
  • 5 mag     100fach dunkler als 0 mag (2,5 x 2,5 x 2,5 x 2,5 x 2,5)

Doch nun tat sich ein Problem auf.

Es  erdreisteten sich einige Sterne, tatsächlich heller zu sein als unser Referenzstern Wega. Für die Mathematiker war das eine ihrer leichtesten Übungen. Hellere Sterne als 0 mag bekamen einfach ein negatives Vorzeichen. Seitdem ist unsere Magnitudenskala nach beiden Seiten offen.

Doch genug der trockenen Therorie. Ich hab im Pano ein paar sehr helle Sterne benannt.

Sternenhelligkeiten
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Und hier die Liste dazu, sortiert nach der scheinbaren Helligkeit. Mit Rang ist die Platzierung in den „top hundred“ der hellsten Sterne gemeint

  • Rang 3      -0,31 mag     Arktur im Sternbild Bärenhüter
  • Rang 5       0 mag           Wega im Sternbild Leier
  • Rang 12     0,76 mag      Altair im Sternbild Adler
  • Rang 15     0,98 mag      Spica im Sternbild Jungfrau
  • Rang 47     1,98 mag      Polaris im Sternbild Kleiner Wagen

Der hellste Stern, den es überhaupt gibt, war zum Aufnahmezeitpunkt leider nicht mit im Bild. Ich erwähne ihn dennoch:

  • Rang 1       -1,46 mag      Sirius im Sternbild Großer Hund

Den zweithellsten Stern, Canopus im Sternbild Kiel des Schiffs, können wir von Deutschlang aus nicht sehen. Da müssen wir weiter nach Süden reisen. Und auch die Nummer 4, der weltbekannte Alpha Centauri, ist von uns aus unsichtbar.

Wenn wir uns das Pano so anschauen, dann ist da im Sternbild Krebs noch ein ganz heller Stern zu sehen. Der Stern heißt Jupiter und ist gar kein Stern, sonder der größte Planet unseres Sonnensystems.

Also, noch eine kleine Liste:

Jupiter (April 15) ... -2,18 ma
Venus (Juni 15) ...... -4,3 mag
ISS (im Zenit) ....... -4,4 mag
Vollmond ............. -12,5 mag
Sonne ................ -26 mag

Was, unsere Sonne hat nur -26 mag? Die ist doch viel viel heller! Tja, die -26 mag stimmen schon. Schaut bloß nach so wenig aus, da die Skala logarithmisch ist. Wenn´s nach mehr aussehen soll, bitte sehr:

Jupiter (April 15) ... -2,18 mag    7 mal so hell wie die Wega
Venus (Juni 15) ...... -4,3 mag     52 mal so hell wie die Wega      
ISS (im Zenit) ....... -4,4 mag     58 mal so hell wie die Wega
Vollmond ............. -12,5 mag    100.000 mal so hell wie die Wega
Sonne ................ -26 mag      50 Milliarden mal so hell wie die Wega

So, und weil es so schön war, noch ein paar dunklere Objekte:

M44 (Krebs).............. 3 mag
M42 (Orionnebel) ........ 3,7 mag
M31 (Andromedanebel) .... 4 mag
Uranus .................. 5,3 mag
Neptun .................. 7,8 mag
M51 (Whirlpool-Galaxy)... 8,1 mag
Titan (Saturnmond) ...... 8,4 mag
Triton (Neptunmond) ....  13,2 mag
Pluto ................... 14,5 mag

Ein fröhliches Sternengucken wünscht

Edgar

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