Osterhase überfahren – Aufzug 3

Ein Volksstück in drei Aufzügen.

Bären-News: Der Fall Osterhase eskaliert! Holmes in Not!

Bärlock Holmes ermittelte weiter. Wenn er den Rest des Diebesgutes finden würde, würde er wahrscheinlich auch eine Spur zum Täter haben, so hoffte er. Dr. Bär Watson, sein treuer Gehilfe und Freund, unterstützte ihn nach Kräften dabei. Sie gingen vielen Hinweisen erfolglos nach, bis endlich einmal ein Tipp dabei, der Erfolg versprach:

„Sucht das Riesenei“, hatte man ihnen gesagt. Die beiden wussten nicht, in was für ein Dilemma sie geraten sollten.

Das Ei, das sie fanden, war in der Tat riesig, groß wie ein Berg. Dr. Bär Watson packte seine Lupe aus. Genauestens untersuchte er das Monsterei und schüttelte dabei immer wieder mit dem Kopf. Da stimmte irgend etwas nicht. Er sah sich nach Bärlock Holmes um.

Der große Detektiv wirkte abwesend. Er starrte das Ei an, apathisch fast, um dann plötzlich in Hektik zu verfallen. Holmes sprang in seinen Hubschrauber, startete die Maschine und hob ab. In engen Kurven flog er den Berg entlang, höher und immer höher. Eine Runde noch und er würde am Gipfel sein. Da sah er es:

Oben auf dem Berg stand ein rotes Etwas!

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Holmes landete und betrachtete das Wesen, das nackt vor ihm stand. An den Füßen trug es Skier und in den Händen lagen zwei lange Stöcke. Der Detektiv wunderte sich, warum sein Gegenüber nicht fror.

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„Wer bist du?“, fragte er.

Die Rothaut sah ihn lange an, bevor sie antwortete. „Ich bin der Hüter des Eies!“, hörte er die Kreatur sagen. „Ich bin derjenige, der hier das Sagen hat. Ich bin derjenige, der das Recht hat. Und ich bin der, der die Macht hat.“

Bärlock fragte sich, warum er gerade jetzt an die Gesänge in einem Kloster denken mußte, als die Kreatur verschwand. Dort wo sie eben noch gestanden hatte, fiel Luft mit einem lauten Plopp in das entstandene Vakuum. Von unten drang Lärm herauf. Holmes sah nach unten und erblickte die Kreatur wartend am Fuße des Berges stehend. Mit steifen Schritten ging er zu seinem Hubschrauber. Seine Bewegungen waren eckig, als er die Maschine nach unten steuerte und landete. Marionettengleich bewegte er sich auf die Kreatur zu, während Watson die Maschine einparkte.

„Da bist du ja endlich“, hörte er jemand sagen. Die Stimme klang dumpf und schien von weit her zu kommen. „Ich hab dir doch gesagt, daß ich die Macht habe, deinen Willen zu brechen!“

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Bärlock hörte ein erneutes Plopp, lauter diesmal und drohend. Er versuchte sich die Augen zu reiben, konnte aber die Arme nicht mehr heben. Das riesengroße Ei war verschwunden. An dessen Stelle befand sich nun eine Glaskugel, auf der die rote Kreatur stand.

„Siehst du meine Macht?“, hörte er es tönen. „Siehst du, daß meine Macht Berge versetzen kann?“

Aus einer nahegelegenen Kirche kamen Nebelschwaden angeweht und es roch plötzlich nach Weihrauch. „Weihrauch!“, das Denken fiel Bärlock schwer. „Weihrauch! Ich muß im Drogenrausch sein“.

Er hörte jemand kichern und es klang bösartig, als die Stimme in sein Gehirn eindrang: „Glaubst du wirklich, es ist der Weihrauch? Meine Macht ist grösser als die Macht des Weihrauchs. Du gehörst jetzt mir!“

Der matte Blick von Bärlock blieb an seinem Freund hängen, der bewegungslos am Boden lag. Die rote Kreatur lachte: „Ja, schau ihn dir nur an! Er hat es hinter sich. Er hat versucht, sich mir zu wiedersetzen“

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Holmes fühlte sich nicht wohl. In seinem Kopf drehte sich alles und ihm war schlecht. Die Welt um ihn herum schien zu verschwimmen. Einzig die Glaskugel mit der roten Kreatur blieb klar. Fast willenlos sah Bärlock das Wesen an. Er hatte aufgegeben. Er hatte sich dem suggestiven Zwang des Wesens ergeben.

Alles beherrschend stand sie da, die Kreatur, übermächtig und fordernd! Sie hatte den Willen des Detektivs gebrochen.

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Bärlocks wollte sich umdrehen, konnte die Bewegung aber nicht vollenden. Auf dem Rücken liegend schnappte er nach Luft. Ganz leise hörte er ein Klingeln. „Was soll das?“, dachte er widerwillig. „Warum schwiegen sie nicht, diese Kirchenglocken? War der Weihrauch nicht schon genug gewesen?“ Bärlock fror und und gleichzeitig war ihm heiß. Er hatte Schüttelfrost. Tausende glühender Nadeln schienen überall auf seinen Körper einzustechen. Er empfand aber keinen Schmerz, Im Gegenteil, die Nadeln bereiteten ihm ein seltsames Wohlbehagen. Er hatte sich gewehrt gegen die Kreatur, nun fielen ihm endgültig die Augen zu. Bärlock Holmes schlief ein.

Das Klingeln war zu einem lauten Rasseln geworden, als er aufwachte. Verwirrt sah er sich um. „Wo ist die Glaskugel?“, wunderte er sich.

„Schau, was ich gefunden habe“, hörte er Watson rufen. Er richtete sich auf und ging zu der Schale, auf der sein Freund stand. „Schau dir die Eicheln an, sind die nicht schön?“ Holmes kletterte langsam auf die Schale und sah hinein.

„Warum schaltest du nicht endlich den Wecker aus?“, fragte Watson. Bärlock drehte sich irritiert um. Was da rasselte, war tatsächlich sein Wecker. Nachdenklich sah er einem Skifahrer nach, der, Rollen unter die Skier geschnallt, vorbeifuhr. „Was ist mit dem Osterhasen?“, fragte Bärlock.

Sein Freund blickte ihn verwundert an. „Was willst du jetzt schon mit einem Osterhasen?. Schau doch, der Skifahrer! Er trainiert für den Winter. Und du brauchst einen Osterhasen…“

Bärlock Holmes erwachte nun vollends. Und mit einem Mal kam ihm zu Bewusstsein, was wirklich geschehen war.

Er hatte Pfeife geraucht. Der Tabak war neu gewesen, das Geschenk eines ehemaligen Klienten, bei dessen Fall er Probleme mit der Aufklärung gehabt hatte. Das Kraut hatte komisch gerochen und er war eingeschlafen. Dann hatte der Wecker geklingelt. Alles, was dazwischen lag, war ein Traum gewesen, ein Alptraum.

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Vorhang. Ende des Volksstücks

Nachwort:

Dieser abschließende Teil der Geschichte arbeitet persönliche Eindrücke und Gefühle einer zu optimistischen Entwöhnung von sehr starken Schmerztabletten auf. Entzug ist nicht lustig!

Edgar

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