Beteigeuze: Helligkeitsvergleich

Nachdem es mir heute früh gelungen ist, das Sternbild Orion zu fotografieren, habe ich mir einmal die Freude gemacht, die Helligkeit von Beteigeuze mit der von anderen Sternen zu vergleichen. Ich wollte einfach wissen, wie sich der gemeldete dramatische Helligkeitsverlust des Schultersterns von Orion auf einem Foto darstellt.

Basis für den Vergleich ist ein Foto mit der Canon EOS6D. Belichtungszeit war 30 Sekunden bei ISO1600 und Offenblende f/4, Brennweite 24mm. Die Aufnahmezeit war der 17. Januar 2020 um 2:00Uhr in der früh (Ich glaub, ich muß die Zeit der Kamera mal neu einstellen, da sie mir weißmachen wollte, es wäre bereits 3:15Uhr 🙂 ).

Ich hab die Kamera auf die Reisemontierung gespannt und auf die Sterne nachführen lassen. Fotografiert hab ich aus dem Schlafzimmerfenster im ersten Stock, das ich vorher auf Außentemperatur gebracht hatte.

Das war der Anblick, der sich mir heute früh bot:

Übrigens, ich hab das und die folgenden Bilder in Originalgröße eingestellt. Es macht also durchaus Sinn, auf die Fotos zu klicken, um so richtig in den Sternenhimmel eintauchen zu können.

Zur Verdeutlichtung hab ich ins folgende Bild die Sternbildlinien für Orion reingemalt und einige der Sterne benannt, die ich für den Helligkeitsvergleich hergenommen habe:

Wie gesagt: Zweimal ins Bild klicken und ihr habt die volle Auflösung.

Kommen wir zum Helligkeitsvergleich:

Kurz zur Erklärung der Daten, die ich in die Bilder reingeschrieben habe.

Am Anfang steht der Name des Sterns, gefolgt von seiner scheinbaren Helligkkeit. Die erste Zahl gib an, mit welcher Helligkeit der Stern gelistet ist. die zweite Zahl erzähl, mit welcher Helligkeit er uns zu der Uhrzeit an meinem Standort tatsächlich erscheint.

Grund für den Unterschied zwischen den beiden Zahlen ist die Atmosphäre. Je tiefer der Stern über dem Horizont steht, umso mehr Atmosphäre muß das Sternenlicht durchqueren, bevor es auf unser Auge fällt und um so mehr verliert er an Helligkeit.

Die Sterne Sirius und Rigel zum Beispiel standen schon verdammt tief. Deshalb der große Unterschied zwischen der gelisteten und der tatsächlichen Helligkeit.

So, dann will ich Helligkeiten mal in einen kleine Liste schreiben:

  1. Sirius: ……………. -0,95mag
  2. Prokyon: ………….. 0,60mag
  3. Beteigeuze: ………. 0,72mag
  4. Rigel: ………………. 0,83mag
  5. Bellatrix: …….. ….. 1,92mag

Kurz noch was zu den Helligkeiten:

Die scheinbaren Helligkeiten von Sternen werden in Magnituden gemessen, abgekürzt mag. Je kleiner die Zahl ist, um so heller ist ein Stern. Sirius hat sogar einen negativen Magnitudenwert und ist der hellste Stern in unserer Liste.

Das mit den Sternenhelligkeiten hab ich vor einiger Zeit schonn mal erklärt. Schaut rein in den Artikel. Ist nämlich ein interessantes Thema:

Sternenhelligkeiten

Sirius, der Hauptstern im Sternbild Großer Hund ist übrigens nicht nur der hellste Stern in unserer Liste, er ist auch der hellste Stern, den es überhaupt am Nachthimmel gibt. Ist schon etwas besonderes, dieser Hundsstern.

Für unser Foto gilt: Je größer die Sterne uns erscheinnen, desto heller sind sie. Beteigeuze müßte sich mit seinen 0,72mag zwischen Prokyon und Rigel ansiedeln. Tut er aber nicht. Rigel erscheint auf dem Bild heller als der Schulterstern von Orion. Ist schwer zu schätzen, aber ich würde für Beteigeuze auf eine Helligkeit in der Nähe von 1mag tippen.

Die letzten Meßwerte von Ende Dezember lauteten auf etwa 1,25mag, also nochmal dunkler, als Beteigeuze hier im Bild erscheint.

Mein Fazit zu der ganzen Geschichte:

So dramatisch wie in den Medien geschildert, scheint der Helligkeitsverlust von Beteigeuze nicht zu sein. Auf jeden Fall ist er es auf meinen Bildern nicht. Unzweifelhaft ist aber ein Unterschied zu sehen, wenn ich alt Fotos anschaue. Da erschien Beteigeuze tatsächlich deutlich heller als auf den aktuellen Bildern.

Beteigeuze ist ein heißer Kandidat für eine Supernova in der nächsten Zeit. Kein Mensch kann aber sagen, wann die Sternenexplosion tatsächlich statt findet. Der Begriff „nächste Zeit“ muß nämlich im astronomischen Maßstab verstanden werden.

Und astronomisch gesehen bedeutet das: Es kann noch ein paar Jahrtausende dauern, bis sich da etwas tut. Sollte sich Beteigeuze aber tatsächlich dazu entschließen, jetzt schon ein Feuerwerk zu veranstalten, dann würde ich ihn bitten, eine klare Nacht bei mir abzuwarten, in der ich auch Zeit habe zum fotografieren.

In diesem Sinne:

Bleibt cool, alles ist gut. Und wenn es tatsächlich Kawumm macht, kann uns auf der Erde nichts passieren, egal was schlagzeilenorientierte Medien sagen. Beteigeuze ist sehr weit weg und seine Drehachse deutet auch nicht in unsere Richtung.

Kein Problem also…

6 Gedanken zu „Beteigeuze: Helligkeitsvergleich

    1. Beteigeuze ist ein riesiger Stern. Er hat etwa den 1.000fachen Durchmesser unserer Sonne. Solche Riesensterne haben die Angewohnheit, ihren Brennstoff sehr schnell aufzubrauchen, wenn man denn 10 Millionen Jahre als sehr schnell bezeichnen möchte. Geht einem solchen roten Überriesen der Brennstoff aus, gibt es einen gewaltigen Kawumm, was man dann als Supernova bezeichnet. Übrig bleibt dann wahrscheinlich ein ungemein dichter Neutronenstern.

      Beteigeuze ist ein soganannter Halbregelmäßig Veränderlichher. Das bedeutet, er verändert seine Helligkeit mit einem Zyklus von 2070 Tagen mal mehr, mal weniger. Diese Tatsache wurde das erste Mal im Jahre 1840 dukumentiert, glaub ich. Die Erkenntnis von Helligkeitsschwankungen ist also nicht gerade neu. Interessant ist aber, daß er noch nie so dunkel gemessen wurde, wie im Moment. Wobei dunkel natürlichein ein relativer Begriff ist.

      Mit Hilfe und durch Zusammenschaltung von optischen und Radioteleskopen konnte nachgewiesen werden, daß Beteigeuze Materie ausstößt. Auch dieser Nachweis ist nicht gerade als Neu zu bezeichnen. Ich könnte mir vorstellen daß das Zusammenspiel des Verdunklungszyklus und des Materieverlustes von Beteigeuze durchaus für dessen helligkeitstechnische Schwächeperiode verantwortlich sein könnte. Sicher weiß das aber kein Mensch, das ist nur Vermutung wie jede andere Vermutung auch.

      Mir ging es in den zwei Artikeln übrigens nicht so sehr um den Helligkeitsverlust des Schultersterns von Orion, sondern um das, was die Presse daraus macht. Bei vielen Medien scheinen reißerische Schlagzeilen angesagt zu sein, die so gestaltet werden, wie es dem jeweiligen Pressemedium passt. Ich denke da nur an eine Meldung, die erst vor ein paar Tagen die Runde machte: Schwerkraftwellen gemessen! Können mit einer Supernova zusammenhängen. Ist Beteigeuze vielleicht schon explodiert?

      Nun, die Schwerkraftwellen sind genauso schnell wie das Licht bei uns. Gestern hab ich rausgeschaut und Beteizeuze war noch da. Außerdem war unser Überriese wahrscheinlich nicht die Quelle dieser Schwerkraftwellen. Sie kammen, so wie es heißt, aus einem anderen Gebiet des Weltraums.

      Beteigeuze und das, was die Presse daraus macht, ist ein interessantes Thema…

      Edgar

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      1. Dank dir für die umfassende Erläuterung.
        Erst vor wenigen Jahren wurden ja schwerkraftwellen nachgewiesen, das Thema ist also irgendwie brandneu.
        Man wundert sich, dass die “ veränderliche“ Raumzeit nicht öfters Thema ist.

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  1. Hallo, ich hätte hier zu diesem Thema einen interessanten Link, vielleicht gefällt er Dir?
    Gruss von Astrolady
    Beteigeuze (Alpha Orionis) • Roter Überriese im Orion • Neues aus dem Universum | Josef M. Gaßner

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    1. Klasse Videovortrag zu dem Thema, der meine Vermutung im Grunde bestätigt: Man weiß nichts genaues nicht 🙂 Ich denke, ich werde mich auf der Seite dort mal genauer umschauen. Sieht interessant aus. Vielen Dank für deinen Hinweis..
      Edgar

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