Am 31. März war der Himmel tief über dem Horizont von leichten Schleierwolken überzogen. Und genau dort erwartete ich, daß Merkur erscheinen würde.
Mein erster Versuch, Merkur zu fotografieren, war zwar erfolgreich gewesen, das Ergebnis aber war nicht überwältigend. Es erinnerte mich irgendwie an meine ersten Versuche mit der Venus. Die hatten auch nicht viel anders ausgesehen. Diesmal wählte ich eine andere Strategie, um dem Planeten näher zu kommen:
Ich wollte Merkur fotografieren, wenn er noch möglichst hoch über dem Horizont stand. Das Problem dabei war, daß der Planet mit bloßem Auge nicht zu sehen sein würde.
Ich sah in Stellarium nach, um Merkur lokalisieren zu können. Als Orientierungspunkt sollte mir die schmale Sichel des zunehmenden Mondes dienen. Aha, wenn ich zwischen Mond und Sonne eine gerade Linie zog, dann befand sich der Planet von der Sonne aus gesehen auf etwa ein Drittel der Strecke, ein Paar Finger breit rechts der Verbindungslinie. Das sollte doch zu machen sein.
Ich baute die Montierung auf, stellte sie in die Waage und richtete sie mit einem Kompass grob nach Norden aus. Die Sonne war inzwischen hinter den Nachbarhäusern am Verschwinden und würde das Teleskop nicht mehr heizen können. Also holte ich das RC aus der Garage und schnallte es auf die Montierung. Stromversorgung angeschlossen, Teleskoplüfter angeworfen, gamepad an den Laptop und los ging´s.
Ich steuere die Montierung über den Laptop (drahtlos). Um bequem das Objekt meiner Begierde anfahren zu können, hab ich cartes du ciel installiert. Klasse Programm übrigens, aber etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man sonst nur in stellarium unterwegs ist.
Also, Teleskop von Hand nach Norden gedreht und in cartes du ciel auf die Position synchronisiert. Danach markierte ich im Programm den Mond und lies diese Position anfahren. Die Richtung, die das Teleskop nahm, war gut, aber nicht gut genug. Der Mond war nicht im Okular zu sehen. War auch keine Wunder, da die Ausrichtung vorhin gen Norden mehr als nur notdürftig war. Mit gamepad und Leuchtpunktsucher holte ich den Mond ins Blickfeld und synchronisierte auf ihn.
Zurück in Richtung des unsichtbaren Polaris und nochmal synchronisieren. Und wieder zurück in Richtung Mond, der diesmal schön mittig im Okular stand und vorsichtshalber noch einmal synchronisiert.
Nun war der Merkur dran. Ich markierte den Planeten in cartes du ciel und lies das Teleskop in die Richtung fahren. Der Leuchtpunktsucher war diesmal keine Hilfe, da Merkur in der Helligkeit der beginnenden Dämmerung noch nicht mit dem bloßen Auge zu sehen war. Ich blickte durchs Okular und suchte mit Hilfe des Joysticks nach dem Planeten. Es dauerte nicht lange und ich hatte ihn gefunden. Ich lies auf den Planeten synchronisieren, der nun schön zentral im Fadenkreuz blieb.
Okular herausgeschraubt, Flatfieldkonverter mit Verlängerungshülsen dran gesteckt und an das Konstrukt die Kamera angeschlossen.
Das Fokussieren war nicht ganz einfach und ich bin mir nicht sicher, die optimale Schärfe getroffen zu haben. Zu wild waren die Störungen der Atmosphäre. Dann nahm ich ein paar Videoclips auf.
Mein Ziel war es, die Phasengestalt des Merkur sichtbar zu machen, der zum Aufnahmezeitpunkt zu etwa 44% erleuchtet war. Das ist mir gelungen. Deswegen bin ich mit dem Ergebnis der Aufnahmesession sehr zufrieden. Das Bild ist übrigens um den Faktor 3 vergrößert (3fach Drizzle in autostackert).
Objekt: Merkur
Höhe über dem Horizont: 16°
Helligkeit: -0,12 mag
Phase: 44% erleuchtet
Aufnahmedatum: 31.3.2017 19:48Uhr
Teleskop GSO-RC 10 Zoll 2.000mm Brennweite
Brennweitenverlängerung: 5x
Resultierende Brennweite: 10 Meter
Montierung: AZ-EQ6Goto
Ansteuerung: Über Wifi mit Laptop und gamepad
Kamera: EOS 600D
Aufnahmeformat: Magic Lantern Rohvideo im Cropmodus
Umwandlung MLV-Video nach avi: mlv_dump und ffmpeg
Stacking: autostackert
Verwendungsrate: 2% von 2.200 frames
Drizzle: 3x
Nachbearbeitung: darktable
Beschriftung: GIMP