Am Pfingstsonntag in der Früh schaute ich mir beim Kaffeetrinken eine Astronomiezeitschrift an. Da fiel mir auf einer der darin abgebildeten Sternenkarten ein Sternbild auf, dem ich bis jetzt noch keine Beachtung geschenkt hatte: Das Sternbild Wolf auf. Dieses Sternbild, unterhalb der Waage gelegen sollte doch eigentlich wenigstens zu einem kleinen Teil am nächtlichen Sternenhimmel zu sehen sein.
Bis jetzt hatte der Wolf noch keinen Einzug in meine kleinen Sternenkarten gefunden. Das sollte nun anders werden!
Ich schaltete den Computer ein und startete das Planetariums-Programm Stellarium. Tatsächlich, gegen Mitternacht würde der Wolf im Süden über den Horizont schielen. Sein Schanz und ein Teil des Hinterfußes sollten zu sehen sein.
Ich bereitete die Canon EOS 6D vor. Es waren 10 Reihenaufnahmen aus dem Dachflächenfenster heraus geplant, die ich dann stacken wollte. Dank der MagicLantern-Firmware-Erweiterung habe ich auf meiner Canon einen programmierbaren Intervalometer, das ich auf die gewünschten Werte einstellte.
Der Himmel war von Wolken überzogen und es lockerte nur sehr zögernd auf. Der Sichelmond war nur verschleiert zu sehen. Dennoch wollte ich einen Versuch wagen. Ich ging kurz vor Mitternacht auf den Dachboden. Ich stellte die Kamera am Mond scharf, schnallte sie aufs Fotostativ, hielt das Ganze auf dem geöffneten Fenster und startete die Session. Die 10 Sekunden, Vorlauf, die ich im Intervalometer eingestellt hatte, reichten aus, um die Lichter auszuschalten und die Türen zu schließen.
Nach wenigen Minuten waren die Aufnahmen im Kasten. Ich baute alles ab und ging ins Bett.
Als ich am nächsten Tag die Fotos sichtete, war meine Freude groß. Trotz der Bewölkung waren viele Sterne zu sehen. Nur, ich fand den Wolf nicht! Und das konnte nicht nur an den Wolken liegen. Da mußte sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen haben.
Es dauerte eine Zeitlang, bis ich die Ursache des Fehlers entdeckte. Im Planetariumsprogramm hatte sich eine Uhrzeit eingeschlichen, die eineinhalb Stunden daneben lag. ich korrigierte die Zeit und sah nun, warum es nicht so geklappt hatte, wie ich es mir vorstellte.
Der Wolf stand erst um 1 Uhr in der Früh an seinem Höchststand im Süden. Und das ist, wenn ein Sternbild bestenfalls nur zu einem kleinen Teil über den Horizont schaut, fatal.
Dennoch möchte ich das Bild zeigen. Denn wie der Zufall es will, hatte ich ein anderes Objekt mit im Bild, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte.
Ich konnte den Asteroiden Vesta identifizieren. Er war als schwacher Lichtunkt mit einer scheinbaren Helligkeit von 6 mag dicht über dem Horizont zu sehen.
Vesta kreist im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne. Der Asteroid hat einen Durchmesser von etwas über 500km und sieht oval aus. Bei der Aufnahme war er 185.724km von der Erde entfernt Das ergibt einen scheinbaren Durchmesser von etwa einer halben Bogensekunde. Diese Auflösung schaffe ich nicht einmal mit meinem großen 10 Zoll Teleskop, geschweige denn mit dem Fotoobjektiv. Deshalb ist Vesta nur als sternähnlicher Lichtpunkt zu sehen.
Daß ich den hellen Planeten Jupiter mit im Bild hatte, war übrigens geplant. Er diente mir als Orientierungpunkt für die Ausrichtung der Kamera.
Die Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit: 20. Mai 2018 20.56 Uhrzeit
Kamera: EOS 6D
Objektiv: Canon 24-70mm F/4
Brennweite: 28mm
ISO: 3200
Belichtungszeit: 8 Sekunden pro Aufnahme
Aufnahmen: 11
LiveView (so spar ich mir die Spiegelvorauslösung)
Eine Nachführung der Kamera war wegen der etwas abenteuerlichen Kombination von Kamera, Stativ und Dachflächenfenster nicht möglich.
Entwickeln und Bearbeiten mit darktable
Stacken mit Autostakkert
Nachbearbeitung mit darktable
Beschriftung mit GIMP
Sternbilder im Bild:
Links das langhezogene Viereck: Sternbild Schild
Rechts daneben: Sternbild Schlangenträger mit Sternbild Schlange (gestrichelt)
Mitte unten mit dem Hauptstern Antares: Skorpion
Rechts mit Jupiter: Sternbild Waage