Wo fang ich an mit der Geschichte? Ja, am bestem mit dem Teil, den ich nicht selbst zu verantworten habe, also mit einem Herren mit dem Namen Charles Messier.
Messiers Interesse galt den Kometen. Diese Kometen hatten nun die Angewohnheit, im Fernrohr nebelartig auszusehen, fast genauso, wie andere nebelartige Objekte am Himmel, die wir heute als zum Beispiel Galaxien identifiert haben. Die Galaxien haben einen festen Platz im Zirkuszelt der Sterne, während sich die Kometen langsam über den Sternenhimmel bewegen.
Nun, Messier wußte damals noch nichts von Galaxien. Für ihn waren das nebelartige Gebilde, genauso wie die Kometen. Um nun bei der Kometensuche nicht durcheinander zu kommen, erstellte er eine Liste der fest stehenden nebelarigen Objekte. Diese Liste wurde zwischen den Jahren 1774 und 1781 veröffentlich und enhielt 103 Objekte.
Der Katalog wird heute noch nach seinem Schöpfer Messier-Katalog genannt und die Objekte darin heißen Messier1 bis Messier103, abgdkürzt M1 bis M103. Man hat den Katalog später auf 110 Objekte erweitert.
Irgendwann im siebzehnten Jahrhundert hatte der polnische Astronom Johannes Hevelius von einem nebelartigen Gebilde im Großen Bären berichtet. Dieses Objekt versuchte Messier nun zu finden, hatte bei der Suche aber kein Glück. Was er statt dessen in der Gegend fand, waren zwei eng beieinander stehende Sterne. Ich weiß nicht, was Messier damals geritten hat. Obwohl er es besser wußte, nahm der diesen Doppelstern in seinen „Nebelkatalog“ auf.
Der Name dieses Objektes lautet: Messier 40.
Ich möchte euch ein Bild von M40 zeigen, das ich in Farbe geplant hatte, aber nur Schwarz-Weiß anbieten kann. Warum? Nun das ist der Teil des Geschehens, den ich selber zu verantworten habe und der mir eine Menge Kopfzerbrechen und Arbeit beschert hat. Davon erzähle ich gleich, zuerst mal das Bild:

Der Doppelstern in der Mitte des Bildes ist M40. Die interessant aussehende Galaxie rechts oben ist NGC4290 und der helle große Fleck an der Bildecke rechts unten ist das Licht, das von 70 UMa hereinstahlt.
Was war nun geschehen?
Nun, da der große Bär ziemlich weit oben im Zenit stand, trieb ich mich mit meinem Teleskop in dieser Gegend herum. Ich stellte auf M40 ein, fokussierte, programmierte den Aufnhame-Scheduler und drückte auf Start. Es sollten LRGB-Aufnahmen werden.
Alles lief gut, bis ein Auto kam, und sich dermaßen blöd hinstellte, daß ich die Aufnahmesession stoppte. Ich liebe Autos, die mit laufendem Motor und eingeschaltenem Fernlicht mitten in der Nacht motivationslos herumstehen 😦 . Nach einer Viertelstunde hatte der Fahrer fertig telefoniert und verschwand mit seinem Rostkübel. Ich programmierte den Scheduler um und startete die Aufnahmeserie von Neuem.
Alles lief gut, bis ich ans Telefon gerufen wurde. Notfall in der Arbeit! Soforteinsatz! Ich sperrte die Sternwarte zu und wartete auf den Kollegen, der mich kurz darauf abholte. Es war 23 Uhr und die Aufnahme-Session lief weiter.
Ich konnte die Notsituation in der Arbeit lösen, aber es dauerte seine Zeit. Um Halbvier in der Früh war ich endlich wieder zu Hause. In der Sternwarte war alles gut und die Aufnahmen waren beendet. Und das Teleskop hatte sich glücklicherweiße nicht an den Kabeln erdrosselt, die noch nicht an ihrem entgültig geplanten Ort befestigt waren, sondern noch lose herumbaumelten. Ich war schlagmüde, schaltete alles ab und schloß das Rolldach meiner Sternwarte. Die Kalibrierungsbilder würden warten müssen, dafür hatte ich keinen Nerv mehr. Ich ging zu Bett.
Es vergingen ein paar Tage, bis ich dazu kam, die Aufnamen zu sichten. Und mir fielen sofort ein paar Ungereimtheiten auf, die das ganze Projekt M40 in Frage stellten.
Nach dem „Autoscheinwerfer-Zwischenstop“ mußte mir ein Fehler unterlaufen sein, denn ab da waren auf dem Bildern nur noch die Stichspuren von Sternen zu sehen. Irgendwie hatte ich versehentlich die Nachführung des Teleskops ausgeschaltet. Es war zum in den Hintern beißen.
Nun gut, die verbliebenen Lights waren in Ordnung, aber zu wenig. Die Bilder von den Farbkanälen konnte ich, wie gesagt in die Tonne hauen.
Die Kalibrierungsbilder hatte ich einen Tag nach der Nachtschicht aufgenommen. Nun stellte sich heraus, daß mir da auch ein Unfall passiert war. Ich hatte die Kamera auf 2fach-Binning gestellt, was halbe Bildgröße bedeutete. Damit passten sie nicht zu den Lights von M40, die in voller Grüße und Schönheit auf der Festplatte warteten. Ein Versuch, die Masterbias, Masterdarks und Masterflats doppelt so groß zu machen funktionierte zwar. Das Endergebnis der Bildbearbeitung sah aber schrecklich aus.
Was konnte ich noch tun? Ein Workaround mußte her. Die masters der Feuerrad-Galaxie sollten doch eigentlich auch mit M40 funktionieren. Denn ich hatte die Kameraposition nicht verändert und Gain und Temperatur waren identisch. Ein Bearbeitungsversuch belehrte mich eines besseren. Funktionierte nicht. Und wieder war das Binning der Auslöser.
Nun, ich gebe zu, daß ich in der Arbeit zur Zeit unter enormen Stress stehe und am Abend immer totmüde nach Hause komme. Vielleicht sollte ich wieder einmal so richtig ausschlafen. Egal, einen Versuch wollte ich noch unternehmen.
Heute ist nun Sonntag und ich war heut früh schon in der Arbeit. Als ich nach Hause kam, gab es erstmal zwei Tassen Kaffee, bevor ich nach draußen in die Sternwarte ging. Diesmal ging ich sorgfältig vor. Zuerst die Flats. Alle Einstellungen überprüft, passt. Der Himmel ist bewölkt, passt. Dann kann ich nämlich die Schuppentür als gleichmäßige Lichtfläche für die Flats hernehmen. Danach kamen die Bias-Bilder dran. Die sind am einfachsten zu erstellen und gehen auch am schnellsten. Zuletzt programmierte ich den Scheduler für die darks und startete die Aufnahmen.
Diesmal hat es funktioniert. Alles ist so im Kasten, wie es sein soll. Von den Lights hab ich noch ein paar Aufnahmen verworfen, auf denen die Sterne zu eierförmig waren. Und vom Rest hab ich dann das Bild gebastest, das ich oben zeige, leider aber nur in Schwarz-Weiß.
War ne Menge Aufregung gewesen um Messier 40. Dennoch hab ich mir noch die Freude gegönnt, mal zu schauen, was neben M40 noch auf dem Bild zu sehen ist. Und das ist überrachenderweise doch eine ganze Menge. Davon will ich dann im nächsten Blogbetrag erzählen.