Zwei Kometen

Vorgestern Abend ging ich auf Kometenjagd.

Der neue Komet C/2020 F8 (Swan) hatte es endlich geschafft, in der mittelfränkischen Abenddämmerung sichtbar zu werden. Tief über dem Horizont sollte er zu finden sein, etwa so hoch wie die Venus, nur ein bißchen weiter rechts.
Der Kumpel von dem Kometen, der in ein paar Teile auseinandergebrochene C/2019 Y4 (Atlas) zog auch nicht weit entfernt seine Bahn. Das Ganze sollte doch mit meiner EOS 6D und dem 100er Makro irgendwie zu fassen sein.

Bei Sonnenuntergang (21 Uhr Ortszeit) ging ich raus in den Garten und baute die Kamera mitsamt der Reisemontierung aufs Fotostativ. Ich wartete ein paar Minuten, bis die Venus in der Dämmerung langsam sichtbar wurde und stellte an dem Planeten scharf.

Wie würde ich die Kometen finden können? Nun das Spektakel spielte sich zu Füßen des Perseus ab. Beide Kometen, Atlas und Swan und die Venus hatten grob die gleiche Höhe über dem Horizont. Schon mal ein klasse Anhaltspunkt für eine erfolgreiche Suche. Doch bei 100mm Brennweite würde ich schon ziemlich genau zielen müssen und das, ohne ein Sternbild zu sehen. Denn dazu war es noch zu hell.

Ich zog meine Jacke an, warf die Ausrüstung über die Schulter und marschierte los. Da hinten oberhalb vom Main-Donau-Kanal gab es eine Wiese, von der aus ich freie Sicht bis zum Horizont hatte. Und diese freie Sicht würde ich brauchen, denn Kometen und Planet standen nur noch 8° über dem Horizont.

Nach 5 Minuten war ich auf der Wiese angelangt und baute das Equipement auf. Inzwischen war der Polarstern zu erkennen, so daß ich die Reisemontierung grob einnorden konnte. Ich schaltete sie auf sideriale Nachführung, das sollte ausreichen.

22 Uhr und noch immer war es viel zu hell. Ich richtete die Kamera aus. Die Füße des Perseus bildeten mit dem Haupstern vom Fuhrmann, also mit Capella und Venus ein gleichschenkliges Dreieck. Noch so eine klasse Einstellhilfe.

Ich wartete eine Viertelstunde, bis es dunkel genug war, um die Aufnahmen wenigsten eine halbe Minute belichten zu können bei Offenblende f/2,8. Das Ergebnis war ernüchternd. Nur wenige Sterne waren zu sehen und diese waren langgezogene Striche. Was zur Hölle war denn da los? Na Prima! Die Batterien der Montierung waren leer! Und keine Zeit, neue zu holen, denn meine Zielobjekte befanden sich nur noch 4° über dem Horizont.

Egal, dann eben ohne Nachführung. ich stellte die Belchtungszeit auf 6 Sekunden zurück und drehte ISO auf 1600 hoch. Das würde zwar immer noch kurze Sternstriche geben, aber besser als gar nichts. Ich startet die Aufnahmen und beobachtete die Sterne, die sich langsam deutlicher zeigten. Dort oben, fast direkt im Zenit zog unübersehbar die ISS vorbei, in der Helligkeit mit der Venus vergleichbar (-4mag).

Am nächsten Abend sichtete ich die Aufnahmen. Ich hatte richtig gezielt. Der Teil des Sternbildes Perseus, in dem sich die Kometen tummelten, lag voll im Bildfeld. Nur die Kometen selbst fehlten. Algol und ε Persei, zwischen denen sich alles abspielen sollte, waren zu erkennen, die wesentlich dunkleren Kometen leider nicht.

Hier ein Bild, in dem ich markiert habe, wo die Kometen hätten erscheinen sollen, wenn ich sie denn von dem noch hellen Hintergrund hätte trennen können.

Übrigens, ganz erfolglos war die Aktion doch nicht gewesen. Denn auf meinen Bildern, die ich daheim im Garten neben der Sternwarte beim Probe-Fokussieren gemacht hatte, war neben der Venus auch Merkur zu entdecken. Immerhin 🙂

Auf diesem Foto steht die Venus noch 8 Grad über dem Horizont. Merkur ist der dunklere Punkt unterhalb der Venus (7° Horizonthöhe)

2 Gedanken zu „Zwei Kometen

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