Messier 60 und eine Supernova

Eigentlich hatte ich M60 schon aufs nächste Jahr verschoben. Wenn es dunkel genug ist, um diese Galaxie zu fotografieren, ist sie schon verdächtig nach am Horizont. Dann fiel mir ein, daß im April in der Nähe von M60 eine Supernova entdeckt wurde. Und diese Supernova wird wahrscheinlich nicht warten, bis im nächsten Jahr das Sternbild Jungfrau hoch genug am Himmel steht. Sie wird langsam dunkler werden.

Aber der Reihe nach. Fangen wir an mit M60, einer elliptischen Riesengalaxie im Sternbild Jungfrau. 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt, erreicht M60 eine scheinbare Helligkeit von 9,8 Magnituden. Ihr Durchmesser beträgt 120.000 Lichtjahre.

Rechts oberhalb von M60 ist die Balkenspiralgalaxie NGC4647 zu sehen, 12,5 Magnituden hell bei einem Durchmesser von 55.000 Lichtjahren.

Auf dem Bild täuschen die Größen etwas, denn in Wirklichkeit ist M60 viel größer. Der Halo schließt die Balkenspirale komplett mit ein. Ich hab bei dem Bild leider nicht mehr Tiefe hin bekommen, da immer wieder hohe Wolken durchs Bild zogen. Teilweise wurde die Bewölkung so dicht, daß das Guiding aussetzte. Na ja, immerhin konnte ich durch (!) die Wolken 25 Bilder, jedes 3 Minuten belichtet, fotografieren, bevor ich die Hausdächer streifte. Eines davon mußte ich wegwerfen, da außer Wolkenschleier nichts zu sehen war. Und 8 Bilder flogen in den Mülleimer, da nicht genügend Sterne zum Stacken erkannt werden konnten. Blieben also 16 Bilder übrig, mehr oder weniger durch Wolken verschleiert. Diese 16 Bilder konnte dann stapeln und bearbeiten.

Ich hab die interessanten Objekte beschriftet, dann brauch ich nicht so viel zu umschreiben.

Am 16. April 2022 entdeckte Koichi Itagaki in der Balkenspirale NGC4647 einen ziemlich hellen Lichtpunkt, der vorher noch nicht da war. Dieser Lichtpunkt stellte sich als Supernova heraus, und zwar als eine vom Typ 1a. Auslöser dieser Sternexplosien war ein Weißer Zwerg, der von einem Nachbarstern Masse abzapfte. Irgendwann wurde der Weiße Zwerg dann so schwer und damit so heiß, daß die erloschene Kernfusion neu zündete. Das Ergebnis war die Supernova SN 2022hrs.

Die Supernova SN 2022hrs erreichte im April eine Maximalhelligkeit von etwa 14,2 Magnituden und wird seitdem dunkler. Wenn ich sie mit anderen Sternen im Bild vergleiche, komme ich hier auf eine Helligkeit von 16,4 Magnituden.

Ich hab im Bild noch ein anderes Objekt markiert, nämlich M60-UCD1.

M60-UCD1 ist eine ultrakompakte Zwerggalaxie. Auf gerade einmal 150 Lichtjahren tummeln sich eine Menge Sterne. Stellen wir uns eine klare Nacht bei uns vor. Am Himmel können wir dann mit bloßem Auge zwischen 3.000 und 4.000 Sterne sehen. Wenn wir uns nun die Erde nach M60-UCD1 versetzt denken, dann würden wir am Nachthimmel Millionen Sterne sehen!

Die Milchstraße enthält ein supermassives Schwarzes Loch, etwa 4 Millionen Sonnenmassen schwer. Das sind 0,01 Prozent der Gesamtmasse der Milchstraße

Das schwarze Loch in unserer ultrakompakten Zwerggalaxie ist fünfmal schwerer als das der Milchstraße. Damit vereinigt dieses schwarze Loch 15 Prozent der Gesamtmasse von M60-UCD1 in sich.

Das schwarze Loch in Messier 60 ist übrigens ein Monster, 1.000mal schwerer wie das schwarze Loch unserer Milchstraße.

Ist schon interessant, was man aus einer miserablen Aufnahmesession so alles rausholen kann, oder?

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